"Das muss perfekt sein!"
Aktualisiert: 5. Juni 2022
Sei perfekt! Zwei Worte, die Teil von uns sein können. Ein Anteil von uns.

Das muss perfekt werden!
Vielleicht hast Du schon von Ihnen gehört – den 5 Inneren Antreibern:
1. Sei perfekt! Entspricht Peter mit seinem korrekt sitzenden Anzug und seiner Pünktlichkeit
2. Sei gefällig! Entspricht Maria, der guten Seele im Betrieb
3. Streng Dich an! Entspricht Jens mit seinen ständigen Sorgenfalten auf der Stirn
4. Sei stark! Entspricht Björn, der sich seinen Stress nicht anmerken lässt;
5. Beeil Dich! Entspricht Beate, die ständig noch Aufgaben erledigt.
Vereinfacht gesagt stehen die inneren Antreiber für positive Eigenschaften wie:
1. Fehlerlosigkeit und Genauigkeit (Sei perfekt!)
2. Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit (Sei anderen gefällig!)
3. Durchhaltevermögen und Gründlichkeit (Streng Dich an!)
4. Stärke und Unabhängigkeit (Sei stark!)
5. Schnelligkeit und dabei die Fähigkeit, Chancen zu nutzen (Beeil dich!)
Die Art der Ausprägung der inneren Antreiber beeinflusst spürbar unser Verhalten und das Erleben. Besonders in Stress- oder Konfliktsituationen werden sie unpassend aktiv. Das merken wir dann in unserer Ausdrucksweise. Der Art wie wir sprechen und unserer Körperhaltung.
Sie können eine Macht entfalten, die beinahe jede Äußerung von uns bestimmen oder zumindest prägen können:
Zum Beispiel in Sprache, Verhalten und Vorgehensweisen.
· Sprache: Peter achtet penibel auf eine ausgewählte Wortwahl. Jedes Wort soll Wirkung erzeugen.
· Verhalten gegenüber anderen: Er beobachtet, mustert und achtet auf jedes kleinste Detail.
· Die Art, wie an Dinge herangegangen wird: Peter plant jedes kleinste Detail. Macht sich Gedanken über jedes mögliche Szenario und entwickelt dafür Strategien. Das macht er noch bis spät in die Nacht.
In diesem Post widme ich mich dem Inneren Antreiber „Ich muss perfekt sein“.
Die inneren Antreiber entstammen als Konzept der Transaktionsanalyse.
Dieser Anteil wirkt als innerer Antreiber – für ein Streben nach immer mehr an Leistung und Erfolg. Leistung und Erfolg welche von höchstem Maß an Qualität gekennzeichnet sein sollen. Einfach perfekt halt.
Dieses Streben nach Perfektion hat sowohl Vorteile wie auch einen spürbaren Preis. Einen schwerwiegenden, der Dich bis in den Burnout führen kann.
Ob Du womöglich diesen Anteil in Dir hast und was Du tun kannst erfährst Du nun hier:
Hörst Du Dich diese Sätze manchmal sagen – ob laut oder leise?
„Es muss perfekt sein“
„Alles muss bis ins kleinste Detail passen“
„Das hätte ich besser machen können“
„Mist, ich habe einen Fehler gemacht.“
„Es ist noch nicht perfekt.“
Was sind Persönlichkeitsanteile und ganz speziell innere Antreiber?
Genau wie der innere Antreiber „Ich muss stark sein“ ist auch der „Sei perfekt Antreiber einer von mehreren die unsere Gedanken, unsere Emotionen und Gefühle sowie schlussendlich unser Handeln bestimmen.
Die bekanntesten Antreiber sind dabei:
„Ich muss stark sein!“
„Ich muss perfekt sein!“
„Mach schnell!“
„Ich muss es allen recht machen!“
„Streng dich an!“
Was steckt hinter dem Antreiber „Ich muss perfekt sein!“ ?
Alles was Du anpackst soll am Ende das beste Ergebnis abliefern. Ein Ergebnis ohne Fehler. Eines an dem nichts auszusetzen ist – weder von Dir noch von anderen. Es entbehrt jeder Kritik – weil es perfekt ist.
Menschen mit einer starken Ausprägung des inneren Antreibers „Ich muss perfekt sein“ haben bereits früh in Ihrer Kindheit eine innere Haltung des perfekten, fehlerfreien Handelns gelehrt bekommen. Gelehrt bekommen heißt in diesem Zusammenhang, dass Ihnen es früh vorgelebt, vorgesagt und belohnt wurde entsprechend zu handeln. Wurde das Streben nach Perfektion unterlassen gab es Konsequenzen, Tadel oder Bestrafung.
Diese Haltung ist eine Strategie – sowohl eine Belohnungs- , als auch Vermeidungsstrategie. Eine die heute, in Deinem Erwachsenenleben jedoch spürbare Konsequenzen mit sich bringen können, welche Deine Arbeit, Gesundheit und Deine Beziehungen beeinflussen. Schnelle Entscheidungen zu treffen oder die Arbeit im Team lassen sich mit Perfektionismus nur schwer vereinen.
Der Antreiber „Ich muss perfekt sein“ bringt uns nicht nur zu Erfolgen. Umgekehrt lässt er uns auch gerne getrieben fühlen. Unser Maßstab wird dann zum Beispiel Fehlerfreiheit und das löst in uns Anspannung aus, welcher sich in Druck erwächst um uns schließlich mit Stress zu erfüllen.
Woran erkennst Du diese Antreiber?
Du kannst Antreiber anhand verschiedener Indizien erkennen. Es kann sehr sinnvoll sein, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Stimmung der Antreiber bei Dir und anderen entstehen lässt, wenn du in verschiedenen Situationen bist.
Es gibt eine ganze Reihe Hinweise auf Antreiber, die du auch beobachten kannst. Jeder Antreiber wird gekennzeichnet durch eine typische Kombination von:
Wortwahl
Sprechweise
Gesichtsausdruck
Gesten
Körperhaltung
Um dafür ein Gefühl zu bekommen beantworte ein paar Fragen.
Kennst Du jemanden der:
· einen Hang zu übermäßiger Kontrolle hat
(sowohl der eigenen Ergebnisse als auch der anderer)?
· gerne und mit viel Zeit Dinge bis ins kleinste Detail plant und bearbeitet?
· Aufgaben ungern abgibt und sie am liebsten selbst erledigt?
· der penibel auf die Qualität achtet?
· Angst vor Versagen hat und einen Fehler nicht leicht wegsteckt?
· einen übertriebenen Wunsch nach Leistung und Erfolg hat
Vielleicht beobachtest Du diese Anzeichen bei Personen in Deinem Umfeld oder auch bei Dir selbst. Erkennst zum Beispiel bestimmte Wörter oder Körperhaltungen, die sich wiederholen in bestimmten Situationen. Bei Dir selbst.
Ist das nun gut oder schlecht?
Das Gesetz der Polarität spricht diesem Antreiber beide Seiten zu – es bringt positive Eigenschaften mit sich als auch sehr hinderliche, gar krank machende.
Was ist positiv daran?
Wenn Du diesen Antreiber stark ausgeprägt hast wird er Dir mit hoher Wahrscheinlichkeit folgende Vorzüge bringen:
Das Gefühl alles perfekt machen zu wollen, lässt Dich eine hohe Arbeitsqualität zeigen. Du hast ein starkes Auge für Details und Planung liegt Dir. Dein Streben nach Perfektion lässt Dich lernen – Du willst Dich unbedingt weiterentwickeln. Immer besser werden. Dafür bringst Du Einsatz, Fleiß und Genauigkeit mit. Eigenschaften die gerne als Vorbild genommen werden.
Was ist hinderlich daran?
Es wird zu einem starken und blockierenden Problem wenn Du keine Fehler zulässt, das „immer mehr – immer besser“ noch nicht gut genug ist. Du rennst wie ein Hase der Möhre hinterher, die Dir vorgehalten wird. Du rennst und rennst – erreichst sie jedoch nie. Was folgt ist Stress!
Gerade in der heutigen Welt, welche geprägt ist durch stetige Veränderung, ständig neuen Informationen und hoher Komplexität ist häufig Schnelligkeit und Anpassung an neue Gegebenheiten gefragt. Langsames, dafür detailgetreues Arbeiten stößt dabei an seine Grenzen. Was folgt ist Unzufriedenheit und Angst. Angst davor etwas falsch zu machen oder nicht gut genug zu machen, wenn es schneller und weniger dem detailgetreuen Plan entsprechend gehen muss. Wir geben schließlich frustriert auf oder noch bedeutender: Wir lassen direkt die Finger davon – Fangen gar nicht erst an.
Was verursacht den Stress?
Wie bei allem anderen auch: Das Gefühl!
Du hast gar nicht so viel Angst davor, dass das Ergebnis nicht 100% ist und dass es womöglich Kritik geben könnte. Nicht vor dem Fehler selbst.
Nein. Es ist das Gefühl, das in Dir aufkommt wenn ein Fehler passiert. Was in Dir aufsteigt und sich ausbreitet in Deinem Körper. DAS möchtest Du nicht erleben. Bereits die Vorstellung davon, dass es Tadel geben könnte, Fehler passieren könnten löst dieses Gefühl in Dir aus. Du lässt vor Deinem geistigen Auge diesen „falschen Film“ laufen und alles in Dir reagiert. Du spürst diesen Stress. Dabei ist es nur eine Vorstellung.
Was kann ich tun um besser mit diesem Anteil in mir umzugehen?
Unsere Antreiber sind unsere Freunde – solange wir sie in Balance halten. Sie können uns helfen, großartige Leistungen und Ergebnisse zu erzielen.
Balance halten bedeutet also sich den Freund zunutze zu machen ohne dass er Dich ausnutzt.
Was Du im ersten Schritt allein konkret umsetzen kannst:
Nimm ein Zettel und ein Stift und schreibe folgendes auf:
„Ich darf auch mal Fehler machen“
„Wenn ich mein Bestes gegeben habe ist es gut genug – auch wenn es unperfekt ist“
„Ich kann für kurze Zeit perfekt sein. Dann wenn es darauf ankommt. Danach lasse ich los und es reichen auch mal 80%.“
Lese Dir nun diese selbst geschriebenen Sätze einmal durch. Nun lese sie Dir laut vor.
Lese sie Dir nochmal vor – Nun etwas lauter.
Gib den Gedanken und Gefühlen Raum, dass Du auch tolle Ergebnisse erzielen kannst, ohne dass alles immer perfekt ist und Du Dir damit Deine Gesundheit erhältst. Denn wie perfekt kann etwas sein – wenn es Dich Deine Gesundheit kostet?
Was kann ich tun um meine Entwicklung im Alltag zu integrieren?
Nutze Affirmationen und sogenannte „Erlauber“. Diese selbstbejahenden Sätze sprichst Du am Besten täglich laut aus. Zum Beispiel morgens vor dem Spiegel:
Ich gebe mein Bestes und das ist gut genug
Ich bin wertvoll ohne Bedingung
Ich darf Fehler machen.
Ich wirke bereits indem ich handle
Kritik ist in Ordnung und ich entscheide ob ich sie annehme
Hast Du das Gefühl, dass du tief von diesem Antreiber geplagt wirst, kann es dir helfen, mit mir zu sprechen. Ein Coaching bei mir hilft Dir, deine Antreiber zu erkennen. Aus diesem Erkennen entwickelst Du für Dich neue wirksame und förderliche Handlungsweisen.
Das Learning?
Menschen mit dem inneren Antreiber „Ich muss perfekt sein“ haben einen ausgeprägten Anspruch an sich selbst. Ihr Streben nach außergewöhnlichem Erfolg und Leistung bringt Vorteile mit sich.
Das hat jedoch seinen Preis: Nach Perfektion zu streben führt häufig dauerhaftem, chronischem Stress. Fehler sind in Ordnung. Gerade Fehler „zu haben“ macht uns menschlich, wertvoll und liebenswert. Fehler sind wie Special Effekts im Film. Ohne sie wäre es langweilig.
Namastè, Björn